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Unser Buch des Monats September: Daniela Dröscher »Lügen über meine Mutter«

Voll lit – wir küren wieder unser Buch des Monats!Daniela Dröschers autofiktionaler Roman ist nicht nur unser Buch des Monats, sondern auch auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis! Warum es ein Favorit auf die Auszeichnung ist, das lest ihr hier.
Erstellt am 22.09.2022


Rezension von Tobias Groß

Ein Kampf um Selbstbestimmung

Eigentlich sollte es anders sein, doch Kinder haben es oft nicht leicht. Einerseits müssen sie das Leben unter Gleichaltrigen meistern, andererseits sind sie ihren Eltern schutzlos ausgesetzt. Vor allem dann, wenn sie zum Spielball werden und zwischen den Erziehungsberechtigten vermitteln müssen. Und ja nicht Partei ergreifen dürfen. Ganz besonders schlimm erging es der Protagonistin in Daniela Dröschers beeindruckendem autofiktionalem Roman. Und nicht nur der. 

Im Mittelpunkt von »Lügen über meine Mutter« steht die kindliche Ich-Erzählerin Ela, welche bei ihren Eltern und Großeltern in der pfälzischen Provinz der 1980er-Jahre aufwächst. In ihrer Familie gibt es nur ein Thema: das hohe Körpergewicht der Mutter. Ihr Vater kann es nicht ertragen, ihre Mutter kämpft erfolglos mit Diäten dagegen an. Beide versuchen permanent ihre Tochter auf ihre Seite zu ziehen, die dadurch den heftigen Streitereien ihrer Eltern schutzlos ausgeliefert ist. Ela rutsch so ungewollt in die Rolle der Vermittlerin, denn sie und ihre neugeborene Schwester sind die Gründe, warum die Eltern sich noch nicht getrennt haben. Und warum es irgendwie immer weiter geht. Bis zur äußersten Schmerzgrenze. 

Daniela Dröscher ist mit »Lügen über meine Mutter« ein wahnsinnig gutes und sehr berührendes Buch gelungen. Ein kluger Roman über indirekte Gewalt, Fürsorge und über ein zwangsweises Erwachsenwerden, ob der Infantilität des Vaters. Und über Verantwortung, welche vor allem die weiblichen Mitglieder der Familie tragen müssen. Insbesondere Elas Mutter, welcher täglich für ihre Selbstbestimmung kämpft und über die Jahre einen hohen Preis dafür zahlt. Die persönlichen essayistischen Einschübe der Autorin runden die beeindruckende Lektüre ab. Daniela Dröschers autofiktionales »Lügen über meine Mutter« zählt definitiv zu den Highlights des Literaturjahres 2022 und steht vollkommen zurecht auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. 

Daniela Dröscher: »Lügen über meine Mutter«, Roman, Kiepenheuer & Witsch, August 2022, 448 Seiten, 24,-€


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Ich sage dann meistens so: Im Sommer geht's. Jetzt gerade ist aber nicht Sommer.