Bücher-Abos: Keine Qual der Wahl
Bei den zehntausenden von Neuerscheinungen, die jedes Jahr auf dem deutschsprachigen Buchmarkt veröffentlicht werden, kann sich schnell Überforderung einstellen – wie soll man als Leser*in den Überblick wahren? | Ein Beitrag des Börsenvereins
Erstellt am 17.07.2024
Bei den zehntausenden von Neuerscheinungen, die jedes Jahr auf dem deutschsprachigen Buchmarkt veröffentlicht werden, kann sich schnell Überforderung einstellen – wie soll man als Leser*in den Überblick wahren? Eine Möglichkeit: Die Auswahl den Expert*innen überlassen und Bücher-Boxen abonnieren.
Zwischen 60.000 und 70.000 Neuerscheinungen gibt es jährlich in der hiesigen Buchbranche, wie der Börsenverein auflistet. Gewiss, dazu gehören auch Fachbücher, Ausmalbücher oder Kalender, also Titel, die nur zu bestimmten Zeiten oder nur für ein sehr konkretes Zielpublikum interessant sind. Die Zahlen geben trotzdem ein Gefühl dafür, wie unglaublich viele Bücher Jahr für Jahr veröffentlicht werden. Kein Wunder, dass Menschen, die nicht selbst Teil der Buchbranche sind, da schnell den Überblick verlieren (und mitunter auch jene aus der Buchbranche). Wie also soll man den besten Roman, das interessanteste Sachbuch und das schönste Kinderbuch aussuchen unter all diesen Veröffentlichungen?
Eine Lösung zur Orientierung, die immer mehr Buchhandlungen sowie einige Verlage anbieten, sind Bücher-Boxen beziehungsweise Bücher-Abos. Diese werden meist thematisch sortiert, Genres wie der schmökerige Strandkrimi oder das historische Sachbuch sind beispielsweise möglich. Für die Anbietenden bedeutet das vor allem Kundenbindung und langfristige Plansicherheit. Und für die Leser*innen? Nicht nur Hilfe bei der Auswahl der Lektüre, sondern auch zusätzliche Anreize wie passende Goodies oder Ermäßigungen, exklusiver Zugang und teilweise auch das Wissen ums gemeinsame Lesen. Denn die soziale Komponente ist dabei nicht zu verachten – entsprechend gibt es Anbieter von Bücher-Abos, die dazu gleich einen Leseclub ins Leben gerufen haben. Was die Bücher selbst betrifft, sind Horizonterweiterung und Überraschungsentdeckungen natürlich toll, ebenso wie das spannende Kribbeln beim Auspacken des Pakets.
Wer nicht weiß, ob seine Kund*innen/Leser*innen prinzipiell für Bücher-Abos offen wären, kann sozusagen die Light-Variante dessen testen: Viele Buchhandlungen bieten „Blind-Dates“ mit Büchern an, bereits verpackte Bücher, deren Inhalt nur durch einige Schlagwörter zusammengefasst wird. Verkaufen die sich gut, kommt das an? Dann wäre mit den Bücher-Abos ein nächster Schritt möglich!
Best Practice: Buchhandlungen
Am besten funktioniert dieses Angebot natürlich bei Buchhandlungen, die Autor*innen und Verlage frei zusammenstellen können. Kein Wunder also, dass viele Buchhandlungen – unabhängige wie Filialisten – Bücher-Abos im Programm haben. Die Buchhandlung Jakob aus Nürnberg hat zwei sogenannte Jakob-Abos, eins für Kinder und eins für Erwachsene mit verschiedenen Preisstaffellungen für Hardcover, Taschenbücher oder gemischt und kann monatlich oder für jene, die weniger Zeit haben, auch nur für alle zwei Monate bestellt werden. Mrs. Books aus Meerbusch bei Düsseldorf hat ähnliche Kategorien, nur noch feiner definiert (zusätzlich Krimi und Jugendbuch). Sehr cool auch der Stöberkorb: Kund*innen können sich bis zu zehn Bücher zusammenstellen lassen, diese zu Hause durchblättern und jene, die nicht von Interesse sind, am nächsten Tag einfach in die Buchhandlungen zurückbringen.
Lehmanns hat gleich sieben Gattungen: Krimi, Thriller, Gefühle, Romane & Erzählungen, Bookseller’s Choice (auch mit Lyrik und Wiederentdeckungen), Zeitgeschehen und – special interest – Sachbuch Psychologie, und die ebenfalls wahlweise als Hardcover oder Taschenbuch/Paperback. Auch Hugendubel hat sieben verschiedene Bücher-Boxen namens „Leseglück“, wobei die Münchener Kette stärker noch auf ein jüngeres Publikum geht. Spannend: Es gibt ganz kurze Laufzeiten von nur drei Monaten, perfekt also für diejenigen, die erstmal austesten möchten, ob Bücher-Abos was für sie sind.
Best Practice: Online only
Einige der Bücher-Abos sind online only, werden also nicht von einer Buchhandlung oder einem Verlag kuratiert. Am bekanntesten ist wohl die Schmökerbox. Das vierköpfige Team sucht zusätzlich zu den Büchern (die übrigens nicht älter als 60 Tage sind) mehrere inhaltlich passende Goodies aus. Jeden Monat gibt es neue Mottos, etwa „Zerpuzzelt“, „Hinter Fassaden“ oder „Geschmacksverwirrung“ und besonders toll ist, dass nachträglich auf der Website einsehbar ist, welche Bücher und welche Goodies in den Boxen waren. Außerdem hat die Schmökerbox mit dem Schmökerclub einen eigenen Lesekreis, der von der Bloggerin Alexandra Koch (Read Pack Blog) betreut wird. Bei der Bücherbüchse können die Boxen nicht nur im Abo, sondern auch als Einzelboxen erworben werden, und auch das Bücherabo hat mehrere Genres und Altersabstufungen.
Best Practice: Verlage
Einige Verlage bieten ebenfalls eigene Bücher-Boxen an. So zum Beispiel die Büchergilde-Abobox, die die Büchergilde Gutenberg, passend zum eigenen Quartalsprogramm, alle drei Monate verschickt. Beim Verlag hat man sich dabei etwas Besonderes ausgedacht: Es gibt nicht nur mal „ein Bestseller, mal ein illustriertes Buch und mal eine literarische Entdeckung“, sondern auch Non-Book-Artikel wie Dekoelemente, Spiele, Kleinigkeiten zu essen oder sonstige schöne Dinge – ein guter Anreiz also, der über das hinausgeht, was Nicht-Abonnent*innen und „nur“ Büchergilde-Mitglieder bekommen.
Ungewöhnlich, aber warum nicht: Mit dem Reisedepeschen Verlag ist es ein Reiseführer-Verlag, der ein ähnliches Abo anbietet. Perfekt für diejenigen, die sich inspirieren lassen und/oder neue Ecken entdecken wollen. In diesem Fall bekommen Abonnent*innen alle Neuerscheinungen des Verlags (drei bis sechs pro Jahr) noch vor Veröffentlichung und mit 10 % Preisnachlass, außerdem eine Weihnachtsüberraschung und Freikarten für Lesungen. Aber keine Angst: Ein Umtausch der Bücher ist möglich.
Auch Die Andere Bibliothek, eingegliedert in den Aufbau Verlag, bietet ein Abonnement an, mit dem man alle Ausgaben zu einem Vorzugspreis zugeschickt bekommt. Und der Callwey Verlag hat mit Callwey & Friends ganz verschiedene Abos mit originellen Kreationen, darunter auch „Taylor’s Bookshelf“ mit Büchern, die Taylor-Swift-Bezug haben, „Enemies To Lovers“ oder „Königliche Empfehlungen“ mit „Queen Camillas Lieblingslektüren“, wie es heißt – auf jeden Fall spannende Themen!
Zusammenfassend gesagt ist es mit Bücher-Abos möglich, neue Kund*innen zu akquirieren, Zielgruppen zu erreichen und mit etwaigen begleitenden Leseclubs die regionale Community stärken. Das Beste aber ist, dass die Möglichkeiten natürlich nicht nur regional begrenzt sind, schließlich können auch Leser*innen aus beispielsweise Darmstadt Bücher-Boxen von Buchhandlungen in Hamburg oder Konstanz abonnieren. Sprich: Wer besonders innovative und ansprechende Boxen zusammenstellt, kann deutschlandweit verschicken!
Autorin: Isabella Caldart
