Pinterest: Stark im Lifestyle-Bereich
Für die Buchbranche ist Pinterest nur peripher interessant. Verlage, die auf Lifestyle, schönes Wohnen oder Rezepte spezialisiert sind, sollten sich die Plattform aber unbedingt näher anschauen. | Ein Beitrag des Börsenvereins
Erstellt am 20.01.2025
Pinterest bedeutet: vor allem eine Plattform für die Bereiche Lifestyle, DIY, Rezepte, (Innen-)Architektur, Eltern, Reisen und Fashion. Diese virtuelle Pinnwand („Pinterest“ ist ein Kofferwort aus „pin“ und „interest“) ist somit nicht für jeden Verlag von Interesse; in der Belletristik etwa ist man gut beraten, seine Energien in andere Plattformen zu stecken. Wer aber spezialisiert ist auf kreative Arbeiten und Hobbys, kann Pinterest gleich auf doppelte Weise nutzen: Um Aufmerksamkeit für die eigenen Bücher zu generieren oder neue Autor*innen zu finden. Immerhin hat Pinterest eigenen Angaben zufolge mehr als 400 Millionen aktive Nutzer*innen – und das trotz der Konkurrenz von etwa Instagram.
Wie funktioniert Pinterest?
Aber der Reihe nach. Pinterest, 2010 gegründet, ist eine visuelle Suchmaschine, die Nutzer*innen bei ihrer Suche nach Inspirationen und Ideen dient, und ein soziales Netzwerk zugleich. Der Aufbau der Plattform besteht aus sogenannten Pins (Bilder und Videos) und Pinnwänden, die von Nutzer*innen auf ihren eigenen Profilen angelegt werden. Auf diesen Pinnwänden werden interessante Pins gesammelt, oft sind das Ideen für geplante Vorhaben oder Events (Hochzeit, Reisen…) oder Inspirationen für den eigenen Lifestyle (Mode, Hobbys, Wohnen…). Nutzer*innen finden Pins mithilfe der Suchleiste oder durch das Durchstöbern des Feeds. Bei Pinterest gibt es zwar die Funktion, anderen User*innen oder Pinnwänden zu folgen, hauptsächlich wird die Plattform aber dazu verwendet, um Pins für die eigenen Pinnwände zu sammeln; anders als in sozialen Netzwerken spielt die Kommunikation mit anderen Menschen eine eher geringe Rolle. Es gibt aber trotzdem Reaktionen wie Merken, Close-ups und Klicks, die zusammen das Engagement ausmachen (und relevant für den Suchalgorithmus sind).
Die aktive Suche nach Pins ist auf Pinterest ein Kernelement. Optisch ansprechende Inhalte sind folglich mindestens so wichtig wie die Anzahl der Follower*innen, um eigene Inhalte zu verbreiten und Reichweite aufzubauen. Wichtig ist auch, wie oft ein Pin von anderen Nutzer*innen auf eigenen Pinnwänden gemerkt wird, der sogenannte Repin: Je öfter ein Pin „repinnt" wird, umso positiver wird er von Pinterest bewertet, wodurch dieser Pin weiter oben bei den Suchanfragen und in Feeds erscheint.
Kernelement: Die Gestaltung der Pins
Pins werden von Nutzer*innen erstellt, indem sie entweder Inhalte direkt auf die Plattform hochladen oder von Webseiten einpflegen, die mit Pinterest verknüpft sind. Alle Pins enthalten einen Titel, eine Beschreibung und können mit einem Link versehen werden. Da Pinterest insbesondere als Suchmaschine genutzt wird, ist die Verschlagwortung in Titel und Beschreibung hilfreich (Stichwort SEO), um besser gefunden zu werden. Die meisten Pins sind Bilder, also Fotos und Grafiken. Beim Erstellen dieser Pins sollte deswegen vor allem auf den visuellen Reiz geachtet werden, um das Interesse von User*innen zu wecken.
Pins mit ästhetischer Bildspracheundvisuellen Botschaften sind wichtig für den Erfolg auf Pinterest. Laut Hootsuite, einer Plattform für Social-Media-Relations, ergab eine Untersuchung, dass reine Produktbilder sich nicht dafür eignen, das Interesse zu wecken. Beliebter seien Lifestyle-Bilder oder Pins, auf denen Produkte im Alltag inszeniert werden. Um einen Pin für ein Buch zu gestalten, empfiehlt sich beispielweise ein Text-Overlay, das generell mehr Engagement produziert. Der Text sollte kurz sein, auch in Form eines Titels möglich, und auf das Buch neugierig machen. Die Abbildung des Buchcovers kann, genau wie bei Instagram, durch ein schönes Arrangement aufgewertet werden. Beispiele für solche Aufmachungen finden sich bei Pins der Bloggerin Eliane Fischer von Mint und Malve: Die Texte auf den Bildern verraten genug, aber nicht zu viel über den Inhalt der Werke, die Bücher sind mit passenden Accessoires oder Hintergründen in Szene gesetzt und auch das Genre wird zur schnelleren Einordnung erwähnt.
Eine weitere Möglichkeit, um auf Bücher aufmerksam zu machen, sind abwechslungsreiche Pinnwände, die nicht nur auf Bücher, sondern sich auch auf andere Lifestyle-Produkte und -Bereiche konzentrieren, und in diese dann ebenfalls Buchempfehlungen einfließen zu lassen. Für Verlage könnte das bedeuten, etwa Deko-Inspirationen oder verschiedene Rezepte zu posten und dann auf ein konkretes Buch aufmerksam zu machen.
Laut Pinterest haben 97 Prozent der Suchanfragen keinen Markenbezug. Neben beliebten Themen wie Reisen, Zitate und Wellness werden auf Pinterest oft Geschenkideen gesucht. So können etwa weihnachtliche Bücher in einer Pinnwand für „Geschenkideen für Weihnachten“ gesammelt werden oder Bilder mit gemütlichen oder außergewöhnlichen Leseecken auch die beliebte Kategorie „Wohnen“ einschließen. Epic Reads, die digitale Community von HarperCollins Young Adult, setzt ebenfalls auf Unterhaltung und erreicht mit Pinnwänden wie „Book Nerd Problems“, „Name Generators“ oder „Personality Quizzes“ mehr als 1 Million Betrachter*innen monatlich auf ihrem Profil.
Zusammengefasst: Der Erfolg auf Pinterest hängt hauptsächlich von der Pin-Gestaltung und dem Engagement der User*innen ab und lohnt sich insbesondere, um für Marken- oder Produktpräsenz zu sorgen und den Traffic zu steigern. Ob sich Verkäufe über verlinkte Online-Shops steigern, hängt davon ab, ob Nutzer*innen bereit sind, sich mit der Registrierung zu beschäftigen, wenn sie nicht bereits Kund*innen des Anbieters sind.
Autorinnen: Isabella Caldart, Ilke Sayan