Neue Kapitel – 200 Jahre Börsenverein

Kulturelle Transformation im Börsenverein – was heißt das?

Über Kulturwandel und geteilte Verantwortung und warum es dafür Mut und einen langen Atem braucht
Erstellt am 05.08.2025


Der Wandel der Arbeitswelt ist überall spürbar. Agilität, “new work” oder Kulturwandel – es gibt viele Begriffe, die oft genug jedoch nur schwer zu fassen sind: Was meinen sie genau, wie werden sie mit Leben gefüllt und mit welchem Ziel?

Die Börsenvereinsgruppe hat sich auf den Weg einer kulturellen Transformation gemacht, um Zusammenarbeit und Führung neu zu gestalten. „Wir wollen die Mitarbeitenden in der Börsenvereinsgruppe befähigen, in ihren eigenen Teams Entscheidungen zu treffen“, so erläutert Dunja Böckling, Leitung Organisations- und Personalentwicklung in der Börsenvereinsgruppe, das Ziel des eingeleiteten Transformationsprozesses. Das bedeutet kürzere Wege und schnellere Entscheidungen, die näher an den Bedürfnissen der jeweiligen Mitglieder und Kund*innen sind und es erfordert viel Mut bei allen Beteiligten.

Kulturwandel im Börsenverein

Wie viele andere Unternehmen lernte auch der Börsenverein in den vergangenen Jahren, dass Arbeiten an unterschiedlichen Orten gut funktionieren kann und dass nicht alle Mitarbeitenden unbedingt an einem Ort zusammenkommen müssen, um produktiv zu sein. „Am Anfang stand deshalb die Frage: Wie wollen wir Zusammenarbeit künftig gestalten, wenn wir dauerhaft ortsunabhängiges und flexibles Arbeiten ermöglichen möchten?“, so Dunja Böckling. Die Unternehmen der Gruppe  Börsenverein, MVB, Frankfurter Buchmesse, Mediacampus Frankfurt und Börsenverein des Deutschen Buchhandels Beteiligungsgesellschaft mbH – brachten dabei sehr unterschiedliche Voraussetzungen mit: Alle haben eigene Unternehmenskulturen und Strukturen, die in die neue, gemeinsame Unternehmenskultur einfließen können und sollen.

Der Beginn: Unternehmenswerte

Dunja Böckling erläutert weiter: „Die Präsenzkultur wird in der Buchbranche nicht umsonst hochgehalten: Menschen treffen sich, um sich auszutauschen, um neue Ideen zu entwickeln. Die Frankfurter Buchmesse ist nicht nur Handelsort, sondern auch Netzwerkplatz. Diese Marktplatz-Idee steckt also in unserer DNA.“ Diese zu erhalten und gleichzeitig Veränderungen einzuleiten, dazu brauchte und braucht es Mut. Dieser Mut hilft nicht nur bei den internen Entwicklungen, sondern auch dabei, mit den Veränderungen im Markt agil umgehen zu können. Alle Unternehmensbereiche eint das Ziel, zugunsten der Kund*innen und Mitglieder flexibel und am Puls der Zeit zu sein.

Welche Werte liegen dieser Überzeugung zugrunde? Die Unternehmen der Börsenvereinsgruppe machen sich in einem ersten Schritt mit allen Mitarbeitenden auf den Weg, die Unternehmenswerte gemeinsam zu bearbeiten und sie erlebbar zu machen. Sie sind die Basis für die Transformation, auf die sich alle Beteiligten verständigen und stets berufen können.

Zu Beginn des Prozesses wurden die ersten Teams – auch mithilfe externer Unterstützung - intensiv begleitet. Zusätzlich wurden interne Team-Coaches ausgebildet, die wiederum weitere Mitarbeiter*innen mit auf die Reise nehmen.

Das Workshop-Format "Teamreise"

Basierend auf den Tools und Methoden, die sich dazu eignen, Organisationen von innen heraus zu transformieren, wurden die Workshops der Teamreise entwickelt. Sie sind klar strukturiert und inhaltlich flexibel, um den Unterschieden in den Unternehmen und den Teams Rechnung zu tragen. Die Fallbeispiele stammen dabei immer aus dem jeweiligen Teamalltag. Gemeinsam mit ihrer Führungskraft lernen die Teams während dieser Workshop-Tage Methoden und Instrumente kennen für einen offenen und authentischen Austausch auf Augenhöhe. Dadurch entsteht psychologische Sicherheit, einer der wichtigsten Faktoren für erfolgreiche Teams.

“Als Organisation befähigt der Börsenverein alle Mitarbeitenden, zu entscheiden, was sie brauchen, um lösungsorientiert zu arbeiten. Wenn sich jede*r auf das konzentriert, was er oder sie verändern kann, was im eigenen Einflussbereich liegt, werden schnelle Lösungen gefunden. Dadurch wird die gesamte Organisation gemeinsam mutiger, Veränderungen oder ganz Neues auszuprobieren. Leitgedanke ist dabei immer: ‘Ist es sicher genug, etwas auszuprobieren, ohne dem Team oder dem Unternehmen Schaden zuzufügen?’”, beschreibt Dunja Böckling.

Transformation braucht langen Atem

Bei aller Effizienz und kurzen Entscheidungswegen, sollten sich aber alle, die das Kapitel Transformation und Kulturwandel im Unternehmen aufschlagen, bewusst sein, dass es dafür einen langen Atem – und die Unterstützung der Geschäftsleitung – braucht. Transformation geht beständig weiter und ist kein Projekt, das an einem bestimmten Punkt endet. Und auch für die Führungskräfte ist dieser Wandel herausfordernd. Sie teilen Verantwortung und verstehen sich viel stärker als unterstützende Leiter*innen oder Begleiter*innen, die ihren Teams Freiraum geben und den Rücken stärken. Führung ist wichtig, gleichzeitig muss Führung nicht alles entscheiden.

Zudem ist es der Börsenvereinsgruppe bei aller Flexibilität wichtig, den Arbeitsort attraktiv zu halten und Anlässe zu schaffen, ins Büro, im Falle des Börsenvereins ins „Haus des Buches“ zu kommen. Das können gemeinsame Feste, Präsenz-Workshops oder auch neue Arbeitsflächen wie Loungeecken, Begegnungsflächen und Ruhezonen sein. So bleibt der Verband auch als Arbeitgeber attraktiv für Fachkräfte.

Vertrauen in Menschen statt Angst vor Veränderung

Die in den Teamreisen gelernten und erarbeiteten Strukturen und Methoden bleiben den Teams auch über die Workshop-Phase erhalten und können und sollen wiederkehrend erprobt werden. Das macht Organisationen flexibel, auf Veränderungen einzugehen, die ihnen begegnen, sich immer wieder neu auszurichten und anzupassen.

Ein Transformationsprozess sollte bewusst und mit Respekt vor allen Beteiligten begonnen werden: Wer eine empathische Grundhaltung anderen gegenüber hat, also anderen konsequent Positives unterstellt, bringt bereits gute Voraussetzungen mit. Wer Veränderung als Chance begreift und dabei Respekt vor den Dingen bewahrt, die gut funktionieren, Vorbehalte und Zweifel ernst nimmt, kann das eigene Team für Transformation begeistern und alle Menschen im Unternehmen mit auf die Reise nehmen.

Kommen Sie mit?

Sie möchten mehr über unseren Transformationsprozess erfahren?

Ansprechpartnerin: Dunja Böckling, Leitung Organisations– und Personalentwicklung Börsenvereinsgruppe; E-Mail: boeckling@buchmesse.de


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