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Podcasts: Nicht einfach nur drauf losreden

Das Interesse an Podcasts ist sehr hoch. Ob sich das Medium für Sie lohnt, und was Sie bei der Aufnahme berücksichtigen müssen, erfahren Sie hier. | Ein Beitrag des Börsenvereins
Erstellt am 20.11.2023


Die Konkurrenz unter deutschsprachigen Verlags- und Buchhandlungspodcasts ist klein, das generelle Interesse der Bevölkerung, Podcasts zu hören, sehr groß. Eine Stammhörer*innenschaft aufzubauen dauert Zeit. Wer jedoch Durchhaltevermögen an den Tag legt, wird belohnt.

Podcasts hat jeder, Podcasts zu machen ist einfach – lass uns einen Podcast aufnehmen! Hand aufs Herz, wer hat diesen Gedanken nicht schon einmal gehabt? Podcasts gehören zu den großen Mediengewinnern der vergangenen Jahre; gerade während der Hochphase der Pandemie, als keine Veranstaltungen möglich waren, wichen auch in der Buchbranche viele Verlage und Literaturhäuser auf diese Art der Literaturvermittlung aus. Man sollte sich aber nicht täuschen: So easy das wirkt – man redet einfach nur darauf los, oder nicht? – so viel Arbeit bedeutet die Podcast-Produktion in echt auch. Denn stimmen Vor- und Nachbereitung nicht, wirkt sich das enorm auf die Qualität aus.

Allgemein ist das Interesse in der Bevölkerung an Podcasts sehr hoch. Laut einer Umfrage von Statista hörten 43 Prozent der Deutschen im Jahr 2022 mindestens monatlich Podcasts; eine enorme Steigerung von den 14 Prozent, die es noch 2016 waren. Die Hörer*innenschaft ist dabei recht homogen: Einer Umfrage von der Podcast-Agentur Podstars von 2023 zufolge sind 75 Prozent der Hörer*innen zwischen 20 und 40 Jahre alt, 63 Prozent haben einen akademischen Abschluss. Es gibt Schätzungen zufolge rund 65.000 Podcasts in Deutschland – allerdings sind beispielsweise bei Apple Podcasts circa 80 Prozent der Podcasts inaktiv, haben in den vergangenen 90 Tagen also keine neue Folge hochgeladen, 25 Prozent davor haben sogar nur eine einzige Episode, weitere 39 nur zwei.

Die Qualität muss stimmen

Es gibt vermutlich zwei Hauptgründe, warum so viele Podcaster*innen so schnell wieder aufgeben. Zum einen dauert es im Vergleich zu Social-Media-Plattformen wesentlich länger, um eine Stammhörer*innenschaft aufzubauen (sprich: man muss ein bisschen Durchhaltevermögen beweisen). Vor allem aber reicht es nicht aus, sich mit zwei Mikros an einen Tisch zu setzen und zu quatschen. Denn auch die sogenannten „Laber-Podcasts“, in denen anders als bei den Podcasts, die eine abgeschlossene Geschichte erzählen (in etwa mit einer Radioreportage oder einem Hörbuch vergleichbar), sich die Gesprächspartner*innen unterhalten, brauchen ein Skript. Das bedeutet nicht, dass jeder Satz, der gesagt wird, vorher niedergeschrieben werden muss. Aber ein grober Ablauf, eine gewisse Dramaturgie und Notizen über alle Informationen, die einfließen sollen, helfen enorm. Nicht nur den Podcaster*innen selbst – gerade den Hörer*innen.

Denn nichts ist anstrengender, als einem Gespräch zu folgen, das nicht gut vorbereitet ist. Das wird schnell langweilig, da schaltet man ab. Ebenso hält es sich mit der Qualität. Zwar muss man zumindest von Privatpersonen keine Studioqualität erwarten (an Institutionen wie Verlage und Buchhandlungen gibt es allerdings höhere Ansprüche), gute Mikros sind aber ein Muss, damit die Hörer*innen auch Lust haben, dem gesamten Gespräch zu folgen. Und zuletzt muss beim späteren Bearbeiten der Tonspur eine gute Balance gefunden werden: Die vielen „Ähms“ und andere Füller rausschneiden und das Audio gleichzeitig nicht zu „abgehackt“, sondern natürlich klingen lassen.

Wenig Konkurrenz auf dem Buchmarkt

Was spricht bei dem großen Arbeitsaufwand überhaupt dafür, einen Podcast ins Leben zu rufen? Nun, wie oben dargelegt, hören sehr viele Deutsche regelmäßig Podcasts, weil sie in viele Alltagssituationen passen: auf dem Weg zur Arbeit, beim Abwaschen, beim Spülen, beim Spazierengehen. Betrachtet man konkret die Buchbranche, ist die Konkurrenz außerdem erstaunlich gering. Von einem Hype in den Jahren 2019 und 2020 abgesehen, gibt es wenige Verlage, die heute noch Podcasts haben, namentlich sind das zum Beispiel Hanser Rauschen und Long Story Short von Penguin Random House. Die meisten deutschsprachigen Buch-Podcasts werden von Blogger*innen betrieben, auch die FAZ hat einen erfolgreichen Podcast, der seit 2019 wöchentlich bespielt wird.

Die Konkurrenz ist auf Verlags- und Buchhandlungsebene aber entsprechend gering. Wenn man zudem nicht nur simpel verlagseigene Bücher bewirbt, sondern beispielweise Autor*innen interviewt oder Einblicke hinter die Kulissen eines Verlags liefert, entsteht für die Hörer*innen zudem ein großer Mehrwert. Zugleich öffnet sich ein ganz neuer Markt an (potentiellen) Leser*innen fern von Instagram und Co.

Die technischen Details

Eine weitere Frage, die sich beim Aufnehmen von Podcasts wahrscheinlich jedem/jeder stellt, ist die nach der optimalen Länge einer Episode. Und die ist erstaunlich schwer zu beantworten. Es gibt zahlreiche Studien und Umfragen dazu, die sich aber nicht ganz einig sind. Grob lässt sich sagen, dass die Länge der beliebtesten Podcasts rund 20 bis 40 Minuten umfasst. Was für die meisten Podcasts der Buchbranche weniger relevant ist, jedoch nicht missachtet werden darf,  sofern es eine Rolle spielt, ist die Frage nach dem Urheberrecht bei fremder Musik und Sounds. Für gewöhnlich gilt, dass man bis zu 15 Sekunden eines Musikstücks im eigenen Podcast verwenden darf. Trotzdem vorher unbedingt eine*n Rechtberater*in kontaktieren! Oder gänzlich auf andere Musik verzichten und einfach selbst einen eigenen Jingle aufnehmen.

Ist die Folge schließlich fertig produziert, muss sie natürlich noch gestreut werden. Es gibt mehrere (natürlich kostenpflichtige) Anbieter wie beispielweise Podimo, der größte im deutschsprachigen Raum, die Podcasts auf allen relevanten Plattformen streuen – dazu zählen die Podcatcher, also Apps zum Abspielen von Podcasts, außerdem Spotify, Apple Music und sämtliche andere Musik-Streamingdienste. Die sind übrigens auch in der Welt der Podcasts relevant: Jeder vierte benutzt Spotify zum Hören seiner Podcasts. Und jetzt kann’s losgehen!

Autorin: Isabella Caldart


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