Initiativen des Börsenvereins und der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins

Eine Übersicht der Projekt-Webseiten des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

In der Pandemie den Kindheitstraum erfüllt

Im Juli 2021 übernahm Catharina Büschel die Buchhandlung Zum Roten Hering in Höchst im Odenwald. Wie es ihr seitdem ergangen ist, erzählt sie im Gespräch mit dem Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland.

© Catharina Büschel

Frau Büschel, Sie sind seit Juli 2021 die neue Inhaberin der Buchhandlung Zum Roten Hering – wie sind Sie dazu gekommen?

Nachdem eine eigene Buchhandlung immer mein Kindheitstraum war, habe ich die durch die Pandemie zusätzlich gewonnene Zeit dafür genutzt, mich am mediacampus frankfurt zu informieren und Gründerseminare zu belegen. Zunächst wollte ich einfach nur meine Zeit nutzen, um über diesen Kindheitstraum nachzudenken, da auch gerade die pandemiebedingte Schließung nicht unbedingt Hoffnung auf die erfolgreiche Gründung einer Buchhandlung machte.

Als kurz nach dem Seminar der Libri-Vertriebsmitarbeiter bei mir anrief, um mir mitzuteilen, dass sich gerade eine Buchhändlerin ganz in Wohnortnähe entschieden hat, den Laden aufzugeben, bin ich wortwörtlich ins kalte Wasser gefallen. Denn damit hatte ich weder gerechnet, noch habe ich mich eindringlicher mit dem Gedanken beschäftigt. Nachdem ich den Laden, den ich bisher noch nicht kannte, angesehen hatte und meine Vorgängerin kennen gelernt hatte, war für mich klar: das war Schicksal. Also habe ich trotz aller Bedenken und Risiken die Chance ergriffen und mich dazu entschlossen, den Laden zu übernehmen.

Höchst im Odenwald ist mit seinen 10 000 Einwohner*innen ja sicher prädestiniert für Stammkundschaft: Wie erleben Sie Ihre Kundschaft und wie wurden Sie als neue Inhaberin aufgenommen?

Der Laden lebt von einer sehr treuen Stammkundschaft, die mich zum Glück sehr herzlich empfangen hat. Denn obwohl mir meine Vorgängerin große Fußstapfen hinterlassen hat, wie mir die Kund*innen berichten, sind alle sehr glücklich, dass sich eine Nachfolge gefunden hat. Wie für mich, ist auch für die Kund*innen ein Dorf ohne Buchhandlung unvorstellbar.

Wie verliefen Einarbeitung, Übergabe und Start – auch unter Corona?

Da ab Ostern der Laden endlich ohne Einschränkungen wieder geöffnet war, war eine Einarbeitung zum Glück möglich. Meine Vorgängerin hat mich super in die Buchhandlung, die Technik und alle Besonderheiten eingewiesen und mir die treuen Stammkund*innen schon vor der Übergabe vorgestellt. Durch eine gemeinsam durchgeführte Abschlussinventur habe ich auch einen guten Überblick des Bestandes bekommen.

Abgesehen von einigen technischen und bürokratischen Stolpersteinen in den ersten Tagen und Wochen, kann man sich einen besseren Start kaum vorstellen. Viele Kund*innen sind vorbeigekommen, haben mich begrüßt, mit einem Einkauf bewusst unterstützt oder sogar ein paar Willkommens-Blumen vorbeigebracht.

Haben Sie Änderungen an Laden und Sortiment vorgenommen oder alles beibehalten?

Die Schaufenster wurden dekoriert und hier und da wurden kleine Änderungen an der Einrichtung vorgenommen. Alles in allem war mir aber wichtig, dass für den Kund*innen so wenig Veränderung wie möglich stattfindet. Es wurden einige Non-Book-Artikel ergänzt und eine kleine Brettspiel-Ecke eingerichtet. Neben den Stammkund*innen sollen auch neue Kund*innen den Weg zu uns finden. Mit der Erweiterung des Sortiments erhoffe ich mir, dass sich eine breitere Zielgruppe angesprochen fühlt.

Können Sie uns kurz erklären, was hinter dem ungewöhnlichen Namen Ihrer Buchhandlung steckt? Hatten Sie überlegt diesen zu wechseln?

Der Rote Hering – oder vielleicht besser bekannt als „red herring“ – bedeutet sprichwörtlich übersetzt „Ablenkungsmanöver“ und wird als Stilmittel der englischen Kriminalliteratur genutzt, um einen Spannungsbogen aufzubauen. Zugegeben ungewöhnlich. Und kurz habe ich darüber nachgedacht, ihn zu ändern. Aber als ich meinen roten Hering dann zum ersten Mal „getroffen“ habe, wusste ich direkt, wie gut es passt. 

Mir hat es gefallen, dass meine Vorgängerin so mutig war, einen außergewöhnlichen Namen zu wählen, denn das hätte ich genauso gemacht. Warum also ändern, wenn es sich richtig anfühlt. Und nach den ersten Wochen bin ich darin nun bestätigt, denn im Ort trifft man sich im roten Hering, auch wenn es bei uns keine Meeresspezialitäten zu essen gibt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihres Ladens – haben Sie langfristige Pläne?

Ich hoffe, langfristig noch mehr Kund*innen vom roten Hering begeistern zu können und auch im Team zu wachsen. Eine stabile Basis für das Unternehmen ist wichtig, um Jahre wie das Letzte überstehen zu können. Aber vor allem hoffe ich, viele Menschen, insbesondere Kinder, zu erreichen und zum Lesen zu motivieren.