Initiativen des Börsenvereins und der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins

Eine Übersicht der Projekt-Webseiten des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Blogbeitrag Nachwuchsblog

Queere Buchempfehlungen

Ihr denkt euer SUB (Stapel ungelesener Bücher) ist schon lang genug? Sicher? Wir wären kein Nachwuchsblog, wenn wir nicht regelmäßig mit Leseempfehlungen um die Ecke kommen würden. Hier eine ganz besondere Liste aus unserer Taskforce Diversität!
Erstellt am 14.09.2023


Ein Beitrag der Nachwuchs AG Taskforce Diversität

Bei immer neuen erschreckenden Nachrichten über die Zensur und Verbote von queeren Büchern in verschiedenen Staaten der USA und einem nicht enden wollenden Kampf um Sichtbarkeit, Gleichberechtigung und Sicherheit von queeren Menschen überall auf der Welt, wollen wir euch diese kleine, aber feine Liste von queeren Buchempfehlungen ans Herz legen. In den kommenden Wochen und Monaten werden wir gemeinsam mit der Taskforce Diversität auch auf unserem Instagram Account zu dem Thema Begriffe und Sachverhalte näher betrachten, erläutern und erklären warum (besonders) die Buchbranche sich nicht aus Debatten raushalten darf! Stay tuned.

Anne Freytag: »Den Mund voll ungesagter Dinge« - Emelie

»Den Mund voll ungesagter Dinge« war das erste queere Buch, dass ich bewusst gelesen habe und gehört für mich zu den Standardwerken der deutschen, queeren Literaturszene. Anne Freytag beschreibt den Sommer von zwei Mädchen aus einer Nachbarschaft, die sich mit der Zeit näherkommen. Für beide nicht gerade das, was sie erwartet hatten und logischerweise ergeben sich daraus neue gemeinsame Momente, aber auch genügend Probleme. Anne Freytag hat es geschafft eine junge queere Sommergeschichte unglaublich realistisch zu beschreiben, dass sich der/die Leser*in auf irgendeine Weise darin wiederfinden kann. Für mich hat dieses Buch einen gelungenen Einstieg in die queere Literatur geschaffen und obwohl es schon eine Weile her ist, dass ich das Buch gelesen habe, frage ich mich zwischendurch, wie es den Charakteren wohl gerade geht.

Heyne fliegt. Das junge Programm, 15,00 €, 400 Seiten
ISBN: 9783453271036

 

Malinda Lo: »Last Night at the Telegraph Club« - Sonja

San Francisco in den 1950ern: Lilly Hu lebt in Chinatown und begibt sich in Gefahr, als ihre beste Freundin Shirley ein Doppeldate für sie beide arrangiert. Lilly hat nicht nur kein Interesse an dem Date, sondern das Treffen mit den beiden Jungs hat ernste Konsequenzen für Lillys ganze Familie, denn die Polizei sieht überall die „Rote Gefahr“ und verfolgt chinesische Einwanderer, die angeblich Verbindungen zu Kommunisten haben sollen.

Das stellt die Freundschaft zwischen Lilly und Shirley auf die Probe. Aber Lilly verbringt ihre Zeit ohnehin lieber mit Kath. Die beiden unterhalten sich über den Weltraum, das Fliegen und Tommy Jones, der im Telegraph Club auftritt. Kath war schon öfter in der geheimen Lesbenbar und nimmt Lilly mit in eine andere Welt. Dort beginnt Lilly zu verstehen, dass sie nicht die Einzige ist, die sich in andere Frauen verliebt und sie für Kath doch mehr empfindet.

»Last Night at the Telegraph Club« von Malinda Lo hat mich mit einer authentischen queeren Coming of Age Story begeistert und berührt, außerdem konnte ich dabei vieles über die Geschichte der 50er-Jahre in den USA aus der Perspektive einer asiatischen Familie lernen.

DTV Verlag, Aus dem Englischen von Beate Schäfer, 19,00 €, 445 Seiten
ISBN: 978-3-423-76419-3

 

Kacen Callender: »How Do I Tell Them I Love Them« - Sarah

Manche Bücher bleiben einem noch lange im Gedächtnis – und genau so eines ist »How Do I Tell Them I Love Them« von Kacen Callender.

Kacens New Adult Buch »How Do I Tell Them I Love Them« begleitet den nicht-binären Teenager Lark, der Autor*in werden möchte, allerdings bisher ohne Erfolg. Doch dann geht ein Tweet von Larks Account viral und plötzlich steht Lark im langersehnten Licht der Aufmerksamkeit. Das einzige Problem: Lark hat den Tweet nicht verfasst, sondern Larks ex-bester Freund Kasim. Nun muss Lark also nicht nur entscheiden, ob Lark mit einer Lüge weiterleben möchte, sondern muss auch herausfinden, was damals mit Kasim geschah…

Dieses Buch ist mit seinen praktisch durchweg queeren, polyamourösen und schwarzen Charakteren nicht nur unglaublich vielfältig, sondern adressiert auch viele Probleme in der Buchbranche: beispielsweise wird Larks Buch abgelehnt, weil es „zu divers“ ist. Außerdem ist es aus der Sicht eines Protagonisten auf dem Autismusspektrum geschrieben, was sich auch im Erzählstil niederschlägt. Letzteres hat mir persönlich sehr die Augen geöffnet, mit welchen Standards ich an Bücher herantrete. Und mir ist Lark einfach unglaublich ans Herz gewachsen! Ich habe das Buch auf Englisch gelesen und kann es sehr empfehlen!

Bastei Lübbe LYX, Übersetzt von Anne-Sophie Ritscher, 18,00 €, 368 Seiten
ISBN: 978-3-7363-1892-2

 

Madeline Miller: »Das Lied des Achill« - Chiara

Eine der größten Mythen der Literaturgeschichte neu erzählt – »Das Lied des Achill« ist romantisch, tragisch und kompromisslos queer. 

Der junge Prinz Patroklos wird nach einem schrecklichen Unfall in ein fremdes Königreich verbannt. Dort trifft er auf den Sohn des Königs, den Halbgott Achill, von dem er gleich fasziniert ist. Die beiden Jungen wachsen gemeinsam heran und mit der Zeit entwickelt sich eine intensive, leidenschaftliche Beziehung zwischen ihnen.

Als Paris von Troja Helena von Sparta raubt, ist Patroklos aufgrund eines alten Schwures verpflichtet, ihre Ehre zu verteidigen. Obwohl eine Prophezeiung besagt, dass eben dieser Krieg Achill zu ewigem Ruhm erheben und sogleich dessen Tod bedeuten wird, ziehen die beiden in den Krieg.

Madeline Miller erzählt von einer Liebe, die zwischen Blutvergießen, dem Streben nach Ehre und unentrinnbarem Schicksal bestehen muss. Der Roman berührt neben der inhärenten Tragik der Handlung besonders durch Millers fließendes, lyrisches Schreiben, welches ihn ohne Zweifel unvergesslich und einzigartig macht. Mit diesem Werk beweist die Autorin, dass Queer-sein schon immer Teil des Mensch-seins war.

Eisele Verlag, Aus dem amerikanischen Englisch von Michael Windgassen
16,99 €, ISBN: 978-3-96161-082-2

 

Zoe Hana Mikuta: »Gearbreaker« - Laura

»Gearbreaker« ist die diverse Dystopie, die dem deutschen Jugendbuch noch gefehlt hat.

Die Macht des Reiches Godolias beruht auf riesigen Kampfrobotern und ihren Piloten, die gottgleich verehrt wie gefürchtet werden. Dabei stellt sich ihnen nur eine Gruppe waghalsiger Rebellen entgegen, die Gearbreaker, die diese Maschinen versuchen zu sabotieren. Eine der Pilot*innen ist Sona, deren Loyalität allerdings nicht Godolia gilt. Als diese auf Erin trifft, eine Gearbreaker-Rebellin, die nach einem Angriff gefangen genommen wird, sieht Sona ihre Chance auf Flucht gekommen.

Es entwickelt sich eine feine, von Abgründen und Schattierungen geprägte Beziehung zwischen den beiden, die in Frage stellt, welche Mittel zum Kampf gegen Ungerechtigkeit die richtigen sind.

Das Buch, gerade frisch auf Deutsch übersetzt, entwickelt einen unglaublichen Lesesog bis zum nervenaufreibenden Ende. Es besticht durch seine actiongeladene Handlung und einer manchmal lyrisch-dramatischen Sprache.

Pacific-Rim-Fans und alle, die eine dystopische, sapphic Liebesgeschichte mögen, kommen hier ordentlich auf ihre Kosten.

CroCu Verlag, 16,00 €, 416 Seiten
ISBN: 978-3-98743-068-8


29.03.2024

Unser Buch des Monats März:Han Kang - »Griechischstunden«

Voll lit! Wir küren unser drittes Buch in diesem Jahr. Über das Leben, über das Schweigen. Kein leichter, aber ein bewegender Roman.

15.02.2024

Unser Buch des Monats Februar: Haruki Murakami - »Die Stadt und ihre ungewisse Mauer«

Voll lit! Wir küren unser Buch des Monats Februar!

23.01.2024

Buchhandlungen im Bergmannkiez Berlin

Wenn ich jemandem erzähle, dass ich in Berlin studiere, fragen mich viele wie es mir so gefällt.
Ich sage dann meistens so: Im Sommer geht's. Jetzt gerade ist aber nicht Sommer.