Eine Übersicht der Projekt-Webseiten des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.
Für alle, die noch nicht bereit sind, den Sommer schon wieder loszulassen! In diesem Beitrag haben wir für euch unsere liebsten Sommerbücherlesetipps gesammelt. Viel Spaß!
Erstellt am 21.08.2023
Must-Reads: 10 Buchtipps für den Sommer 2023
Ein Beitrag von Bianca Münch
Ein wolkenloser, strahlend blauer Himmel an einem heißen Sommertag, eine leichte Brise weht Musik rüber und die Sonne glitzert auf den rauschenden Wellen. Die Füße stecken im Sand neben einer Kühltasche voller Köstlichkeiten, die nassen Haare kleben am Körper und die Sonne lässt einen blinzeln. Aber im Halbschatten unter dem leuchtend bunten Sonnenschirm ist jegliches Gefühl von Zeit verschwunden. Dieser Moment ist kaum zu toppen, oder? – Halt, für das perfekte Sommerglück fehlt noch etwas! Was? Ein gutes Buch natürlich, worin man versinken und sich mit dem leisen Rauschen der Wellen im Hintergrund in eine andere Welt ziehen lassen kann.
Wir haben für euch unsere liebsten Sommer-Buchtipps gesammelt, die perfekt für den nächsten Urlaub sind oder aber am See, im Park, auf dem Balkon oder bei weniger gutem Wetter auf dem Sofa gelesen werden können und das Sommerfeeling zu euch bringen. Es sind ganz unterschiedliche Genres und Bücher dabei, vom sommerlichen Roman über Jugend- und Kinderbücher, Thriller, Krimi oder Historisch, sodass wir hoffentlich für jeden den richtigen Tipp dabeihaben. Kommt mit auf einige sommerliche Abenteuer, taucht ein in ferne Welten und berührende Schicksale und lasst euch hoffentlich genauso sehr mitreißen wie wir.
Viel Freude, Inspiration und schöne Lesestunden mit unseren 10 Sommer-Buchtipps:
Bianca’s Buchtipps:
Sonne, Strand und Surfen in Malibu im Sommer 1983: die 4 Riva Geschwister Nina, Jay, Hud und Nesthäkchen Kit leben das scheinbar perfekte Leben. Und dann steht auch noch das größte Event des Sommers kurz bevor: die legendäre End-Of-Summer-Party von Nina Riva, angesagtes Model und Surferin und älteste Schwester der Rivas. Ganz Malibu hofft auf eine Einladung und die Gästeliste besteht aus Schauspielern, Sportlern, Models, Musikern und anderen Berühmtheiten. Die Party läuft letztendlich völlig aus dem Ruder, aber vorher kommen so einige Skandale, Geheimnisse und Gefühle ans Licht und es taucht der ein oder andere Überraschungsgast auf.
Wer bereits ein Buch der Autorin gelesen hat, weiß, wie unglaublich bildhaft und besonders ihr Schreibstil ist. Sie schafft es von Seite 1 an, uns in ihren Bann zu ziehen und lässt uns sofort in die Geschichte eintauchen. Die Charaktere sind so glaubhaft, so echt und alles andere als perfekt und schnell wird klar, dass sie alle ihr eigenes Päckchen zu tragen haben. Ich habe mit ihnen mitgefiebert und mir sind alle 4 Rivas sehr schnell ans Herz gewachsen. Es gibt immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit und im Laufe der Party, blickt man nach und nach mehr hinter die Kulissen und lernt die Schicksale der einzelnen Figuren kennen. Taylor Jenkins Reid hat das Talent, die Figuren so real, so echt rüberzubringen, dass ich mich häufig bei dem Bedürfnis ertappt habe, einzelne Gäste googeln zu wollen, weil ich nicht glauben konnte, dass sie von fiktiven Charakteren und nicht von echten Promis schreibt. Die Geschichte, der Schreibstil, die Figuren und das Setting im sommerlichen Malibu der 80er-Jahre haben mich von Anfang an mitgerissen, berührt und staunen lassen und ich muss auch im Nachhinein noch häufig an das Buch denken. Ich wünschte gerade jetzt im Sommer, ich könnte es noch einmal zum ersten Mal lesen. Also lasst euch nicht von der vermeintlich oberflächlich klingenden Story abschrecken und lest unbedingt dieses Buch (wofür es übrigens fast keinen besseren Lese-Ort als den sommerlichen Strand gibt. ;)).
Taylor Jenkins Reid
„Malibu Rising“
Taschenbuch: Ullstein Verlag
12,99 Euro
Diese spannende Jugend-Thriller-Reihe gehört schon lange zu meinen liebsten Reihen. Den ersten Band „Der Erdbeerpflücker“ habe ich als Jugendliche gelesen und der Schreibstil, die sympathischen und nahbaren Charaktere und die Spannung bis zur letzten Seite haben mich nicht mehr losgelassen. Ich habe selten so sehr mit Figuren mitgezittert. In jedem Band wird ihr Leben erneut auf den Kopf gestellt und sie müssen sich mit Themen wie psychischen Krankheiten, Stalkern, Mördern und anderen Kriminellen, aber auch Liebe, Freundschaft und dem Erwachsenwerden auseinandersetzen.
Mit der Reihe bin ich selbst erwachsen geworden und habe jedem neuen Band entgegengefiebert. Mittlerweile ist die Reihe mit dem 8. Band beendet, aber ich denke immer wieder gerne an Jette, Merle und ihre Mitbewohner zurück. Falls ihr also auf der Suche nach einer fesselnden Thriller-Reihe seid, die nicht nur für Jugendliche eine Empfehlung ist, solltet ihr euch die Reihe definitiv mal anschauen.
Und warum die Reihe perfekt für den Sommer ist? Band 1 (und 8) spielt in einem sehr heißen Sommer. Es geht um die Erdbeerpflücker auf den Feldern, die in der Sonne schuften, und die Protagonistin Jette, die den ersten Sommer ohne ihre beste Freundin Caro erleben muss: Denn nachdem Caro von einem Serienmörder getötet wird, kann Jette mit diesem Schicksalsschlag nicht abschließen. Insgeheim schwört sie sich, den Täter zu finden und weckt so sein Interesse. Er tritt in ihr Leben und sie verliebt sich in ihn. Doch viel zu spät erkennt sie, wer ihr neuer Freund wirklich ist ...
Monika Feth
„Der Erdbeerpflücker“
Taschenbuch: cbt
11,- Euro
Hedy von Pyritz, 88 Jahre, diszipliniert, willensstark, scharfzüngig und eine echte Dame, gibt eine Anzeige in der Zeitung auf: »Dame in den besten Jahren sucht Kavalier, der sie zum Nacktbadestrand fährt. Entgeltung garantiert.« Damit schwört sie einen handfesten Skandal herauf, was sie aber nicht im Mindesten stört. Schließlich kann sie ihren Physiotherapeuten Jan dazu bringen, sie zu fahren. Jan hat zwar einen Führerschein, aber wie sich schnell heraus stellt auch eine nie behandelte Lese-Rechtschreibschwäche. Die resolute Hedy ernennt ihn also nicht nur zu ihrem neuen Fahrer, sie übernimmt auch kurzerhand seinen Lese-Unterricht und duldet in ihrem Entschluss absolut keine Widerrede. So entsteht eine ganz besondere Freundschaft zwischen der alten Dame und dem schüchternen jungen Mann und sie erzählt ihm nach und nach von ihrem turbulenten Leben und den Geheimnissen ihrer schillernden Vergangenheit. Eine ganz besondere Freundschaft entsteht, die beide für immer verändern soll.
Eine unglaublich berührende und große Geschichte über das Leben einer außergewöhnlichen Frau, die eine große Portion Mut, Ehrgeiz, Humor und Kampfgeist mitbringt, ihr Leben und ihr Glück früh selbst in die Hand nimmt und sich von keinem Schicksalsschlag unterkriegen lässt. Trotzdem hat ihr Leben sie stark gezeichnet und sie ist alles andere als „perfekt“, was sie auch immer wieder einholt.
Mich hat die Geschichte von Fräulein Hedy sehr berührt und zum Nachdenken angeregt und ich musste nach dem Lesen immer wieder an das Buch zurückdenken. Der Schreibstil ist gewohnt tiefgründig und humorvoll und die Erzählstränge, die aus verschiedenen Zeiten im Leben der Protagonistin berichten, konnten mich von Anfang an fesseln.
Lest dieses Buch und lasst euch von einer unerwarteten, emotionalen, spannenden Geschichte in sommerlichem Setting überraschen!
Andreas Izquierdo
„Fräulein Hedy träumt vom Fliegen“
Taschenbuch: Insel Verlag
11,- Euro
Dhara’s Buchtipp:
Unbeschwerte Ferienzeit auf Arundel: Egal ob ihr euren Urlaub zuhause verbringt, schon weg wart, gerade unterwegs oder noch auf der Suche nach Reisezielen seid - in jedem Fall lohnt es sich, mit den Penderwick-Schwestern einen Abstecher auf das zauberhafte Gut Arundel zu machen. Hier werden Abenteuer erlebt und neue Freundschaften geschlossen.
Die Reihe umfasst insgesamt 5 Bände und alle Bände spielen in der Sommer- und Ferienzeit. Wenn ihr Lust habt, in diese wunderschöne Reihe einzutauchen, startet am besten mit Band 1 „Die Penderwicks“. Sommerfeeling garantiert! J Für alle, die den Sommer noch nicht gehen lassen wollen, mein persönlicher Lesetipp.
Jeanne Birdsall
„Die Penderwicks“
Taschenbuch: Carlsen Verlag
7,99 Euro
Mona’s Buchtipp:
Das Buch ist schon etwas älter (2014, was, fast 10 Jahre?! Uff), aber ich habe es vor kurzem noch mal gelesen und es hat mich genauso gepackt wie beim ersten Mal. Wobei, nicht ganz genauso. Es hat mich anders gepackt, aber auf jeden Fall genauso intensiv.
Das Buch hat viele typische Eigenschaften, die zu Sommerbüchern passen: erst mal spielt es im Sommer, es ist heiß und es sind Ferien. Das Buch nimmt uns mit in die Sommerferien zweier Jungs im Süden der USA in Texas. Die Geschichte spielt im Jahr 1987, ist aber zeitlos. Das klingt vielleicht abgedroschen, aber so wie die Hitze manchmal die Zeit zu verlangsamen scheint – alle werden lethargisch und man will am liebsten nur noch rumliegen – so nimmt uns das Buch mit in das Leben von Ari und Dante. Durch die beiden können wir den Sommer durch die Augen eines Kindes sehen, voller Neugier und Ideen und Spiele. Gleichzeitig beginnen die zwei zu lernen mit den eigenen Gefühlen umzugehen und sich zu fragen wie man diese am besten ausdrückt… das Buch hat mich zum Lachen und zum Weinen gebracht. Manchmal beides gleichzeitig. Und es gibt einen zweiten Teil, der einfach genauso gut ist! Das Buch hat mir beim ersten Lesen gezeigt, was es bedeutet erwachsen zu werden und beim zweiten, dass man dieses Gefühl nie vergessen darf. In dem Buch steckt noch so viel mehr, ich wünsche euch, dass ihr es selbst entdeckt und mitfühlt (no spoilers).
Benjamin Alire Sáenz
„Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums“
Hardcover: Thienemann Verlag
18,- Euro
Nicola’s Buchtipp:
„22 Bahnen“, der Debutroman von Caroline Wahl, ist nicht die typische locker-leichte Sommerlektüre wie man vielleicht zunächst annimmt. Vielmehr erzählt der Roman die Geschichte von Tilda, einer jungen Studentin, die zwischen zwei Leben steht: nimmt sie die angebotene Promotionsstelle in Berlin an um ihre Träume zu verwirklichen, oder bleibt sie in ihrer Kleinstadt um sich weiter um ihre kleine Schwester Ida und damit auch um die alkoholkranke Mutter zu kümmern, die selbst nie richtig für ihre Töchter da war.
So oft wie möglich versucht Tilda zwischen Uni, dem Nebenjob im Supermarkt und ihrer Familie Zeit zu finden, um im Freibad ihre 22 Bahnen zu schwimmen. Es ist der einzige Ort, wo sie kurz ihrem Alltag entfliehen kann. Bis dort plötzlich Viktor auftaucht, mit dessen Bruder sie eine traurige Vergangenheit verbindet, und der ihr durchgetaktetes Leben aus der Bahn wirft.
Mit ihrem ganz eigenen Schreibstil schafft Caroline Wahl es, ihre Leser:innen mit wenigen Worten zu berühren und eine ganz besondere Geschichte zu erzählen. Schwüle Sommertage, viele Emotionen und große Entscheidungen machen „22 Bahnen“ zu meinem Sommerbuch des Jahres.
Caroline Wahl
„22 Bahnen“
Hardcover: Dumont Buchverlag
22,- Euro
Carina’s Buchtipps:
“Carrie Sotos eiserner Wille und unbarmherziger Ehrgeiz haben sie zur größten Tennisspielerin aller Zeiten gemacht.” Nach einigen Jahren im Ruhestand muss sie mit anschauen, wie ihr Grand Slam Rekord droht überboten zu werden. Für Carrie bedeutet das: Ran an den Schläger und zurück auf die Welttournee. Gemeinsam mit ihrem Vater trainiert sie härter denn je, um mit den jungen Spielerinnen mithalten zu können. Dabei trifft sie auf alte Feinde und neue Freunde, alte Liebe und neue Grenzen. Selbstsicher, stur und mutig begleiten wir Carrie auf ihrer allerletzten WTA-Tour. Wir schwitzen mit ihr auf dem Sand von Rolland Garros, geben arrogante Interviews und spielen schnelle Slides in Wimbledon. Wir erleben Carrie am Boden, aber stehen jedes Mal mit ihr wieder auf. Wir lieben mit ihr, hassen mit ihr, siegen mit ihr. Wer starke und furchtlose Frauencharaktere in der Literatur liebt, hat in Carrie Soto eine neue Meisterin gefunden.
Taylor Jenkins Reid
„Carrie Soto is Back“
Taschenbuch: Ullstein Verlag
12,99 Euro
Die frischgebackene Witwe Elizabeth Teague reist nach Nizza, um sich von ihrer guten, wohlhabenden Freundin Flossie über den Verlust ihres Mannes hinwegtrösten zu lassen. Elizabeth hat es sich gerade in dem edlen Hotel gemütlich gemacht, in das Flossie sie eingeladen hat, als auch schon die Leiche eines Bekannten in ihrer Badewanne auftaucht ... aber wie ist die da hingekommen? Und wer hat das dem armen Mann angetan? Elizabeth flieht aus dem Hotel, da sie nicht weiß, wem sie trauen kann. Bei einer französischen Künstlerin findet sie Unterschlupf und begibt sich geradewegs in detektivische Meisterarbeit. Klug, witzig und mit genau dem richtigen Maß Zynismus erleben wir mit Andrea Instone eine Gesellschaft, die ebenso versnobt wie genial ist, einen Kriminalfall, der uns große Rätsel aufgibt, und eine Detektivin, die es mit Hercule Poirot und Sherlock Holmes locker aufnehmen kann. Absolute Lektüreempfehlung, falls man sich ins sommerliche Nizza der Schönen und Kriminellen träumen möchte.
Andrea Instone
„Mord in Nizza“
Taschenbuch: dp Verlag
9,99 Euro
Saskia’s Buchtipps:
Lesen hat immer auch etwas mit Reisen zu tun, denn wir begeben uns zwischen die Seiten unserer Lektüre hinein in die Tiefen einer anderen Realität. Eine Welt erlebt und gesehen aus einem anderen Blickwinkel. Und wann ist die Reiselust am größten? Im Sommer, wenn die Sonne warm und hell scheint und in uns die Abenteuerlust zum Leben erwacht. Deshalb handeln meine beiden Sommerlesetipps vom Reisen der anderen Art und in der Vergangenheit.
Im Jahr 1764 segelt der junge Mathematikstudent Carsten Niebuhr als Teil eines Expeditionsteam Richtung Arabien. Im Auftrag des schwedischen Königs und eines Theologen soll das Team dort Beweise für den Wahrheitsgehalt der Bibel sammeln. Doch die Mannschaft des Schiffs wird von Malaria heimgesucht, kaum einer überlebt diese Reise. Christine Wunnicke greift dieses Ereignis in ihrem Roman „Die Dame mit der bemalten Hand“ auf. Dort strandet Niebuhr, der um einen Arzt aufzusuchen nach Indien segelte, auf einer Insel vor Mumbai, und trifft auf den persischen Astronomen Musa, der dort ebenfalls festsitzt. In deren Gespräche und Begegnungen prallen Welten aufeinander: Orient, Okzident, Indien; Islam, Christentum, Hinduismus; Alt und Jung. Die beiden müssen sich miteinander und ihrer neuen Umgebung arrangieren, und dabei vorherrschende Normen in Frage gestellt. Ein wunderbarer Roman, über Toleranz und Hochmut, der die Lesenden auf ein Abenteuer in andere Welten und eine andere Zeit mitnimmt und gleichzeitig so aktuell ist. Wer die Dame mit der bemalten Hand ist, löst sich am Ende auf – wir kennen sie alle, oder zumindest einen Teil von ihr: ihre gespreizten Finger. Doch Weiteres soll hier vorerst ein Geheimnis bleiben. Dafür gibt es einen zusätzlichen Lesetipp: Carsten Niebuhr überlebte seine Erkrankung, löste sich von jeglichen religiösen Forschungsmotiven und durchreiste auf eigene Faust Persien. Seine Erfahrungen hielt er auf nie dagewesene Weise in seinen „Reisebeschreibungen nach Arabien und anderen umliegenden Ländern“, erschienen in der Anderen Bibliothek, fest.
Christine Wunnicke
„Die Dame mit der bemalten Hand“
Hardcover: Berenberg Verlag
22,- Euro
Taschenbuch: btb Verlag
12,- Euro
Das zweite Buch ist eine Ode ans Daheim bleiben – Urlaub auf Balkonien, wenn man so will. Eine Aufforderung in der eigenen Umgebung mit weit geöffneten Sinnen aufzunehmen, was einem begegnet. Den ersten Impuls lieferte dabei der Nachbar des Autors, der auf Reisen in die Welt aufbricht. Der vielseitige französische Romancier, Journalist, Theaterkritiker, Fischer, Blumenhändler (…) Alphonse Karr verfasste 1845 seinen Briefroman „Reise um meinen Garten“ mit Briefen an den besagten Reisenden. In den Texten dringt er mit seinen Beobachtungen in den Mikrokosmos seiner direkten Umgebung ein und beschreibt diese mit der Präzision eines erfahrenen Malers, der seine Pinselstriche in voller Bewusstheit setzt. Man wünscht sich bei der Lektüre, dass einem zu Schulzeiten die Natur vor der Haustür so bildhaft und spannend illustriert worden wäre. Was mit dem Neid des Zurückgelassenen begann, mündete in eine Sammlung voller philosophischer und gesellschaftsrelevanter Texte, Naturbeobachtungen, Parabeln, Anekdoten. Wahrscheinlich eine der sinnlichsten Wege Konsumkritik zu betreiben und eine Motivation zu bieten mehr zu sein als haben zu wollen - vor allem in Zeiten des Klimawandels und zahlreicher politischer Konflikte. Karr war in vielen weiteren Themen seiner Zeit voraus: In seine Briefe verwebt er Kritik am Hochmut gegenüber Armen, Frauen und Menschen anderer Herkunft – in einem Brief empört er sich über die von den Kolonialmächten befeuerte Exotisierung der besetzten und begafften Völker.
2020 wurde der Text in einer wunderschön illustrierten Ausgabe in der Anderen Bibliothek neu aufgelegt.
(Hinweis: Aufgrund der zu Karrs Zeiten üblichen Begrifflichkeiten gibt es ein paar Stellen, die unserer Auffassung von politisch korrekter Sprache zuwiderlaufen. Ich war mir unschlüssig, ob ich dieses Buch dennoch empfehlen soll und habe mich letztendlich dafür entschieden, weil der Text – abgesehen von diesem Umstand – wirklich lesenswert ist. Mit dieser Empfehlung möchte ich niemanden beleidigen oder diskriminieren.)
Alphonse Karr
„Reise um meinen Garten“
Andere Bibliothek
24,- Euro
