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Unser Buch des Monats Dezember: Necati Öziri - »Vatermal«

Voll lit! 2023 geht zu Ende und hier folgt unser Buch des Monats Dezember!
Erstellt am 27.12.2023


Rezension von Tobias Groß

Allein gelassen zu werden ist eine schlimme Erfahrung, ein tiefgreifendes Trauma. Jemand fehlt plötzlich, ist einfach nicht mehr da, es kann nicht mehr mit ihm:ihr gesprochen werden. Wenn es sich dabei noch um eine Bezugsperson handelt, kann nichts den Schmerz lindern – auch wenn das Ereignis schon Jahrzehnte zurückliegt. Die Erfahrungen bleiben für immer, wie wir in Necati Öziris eindrucksvollem Roman »Vatermal« erfahren.

Arda liegt im Sterben. Gezeichnet durch akutes Organversagen, rechnet er im Angesicht des Todes mit seinem Vater ab. Ein Vater, der seit Jahren abwesend ist und die eigene Familie vom einen auf den anderen Moment alleine gelassen hat. So waren Arda und seine Schwester Aylin größtenteils sich selbst überlassen, denn auch ihre Mutter glänzte nicht mit elterlicher Fürsorge. Schwierigste (Lebens-) Bedingungen, die beide jedoch meistern und ihre ganz eigenen Wege gehen. Erfolgreiche Wege. Der Vater fehlt trotzdem und wird für Arda zur Projektionsfläche der Schuld. Ein »Vatermal«.

In Necati Öziris absolut herausragendem Roman lesen wir von einem Aufwachsen im Deutschland des 21. Jahrhunderts, das sich einerseits als tolerant und weltoffen gibt, in welchem andererseits aber Fremdenfeindlichkeit und Rassismus an der Tagesordnung sind. Aber auch von schwierigen Startbedingungen und der Haltung, dass die “Gastarbeiter” nicht integriert werden müssen. Öziri findet dafür harte, aber auch berührende Worte, die klug mit überholten Vorstellungen von Männlichkeit abrechnen. »Vatermal« ist ein ergreifender Roman über eine Familie mit türkischer Migrationsgeschichte, der vollkommen zurecht auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand und zu den Highlights des Literaturjahres 2023 gehört. Ein grandioses Debüt!

Necati Öziri - »Vatermal«, Roman

Claassen Verlag, Juli 2023, 304 Seiten, 25,00 €, 978-3-546-10061-8


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Wenn ich jemandem erzähle, dass ich in Berlin studiere, fragen mich viele wie es mir so gefällt.
Ich sage dann meistens so: Im Sommer geht's. Jetzt gerade ist aber nicht Sommer.