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Unser Buch des Monats Januar 2023: Jakob Guanzon »Überfluss«

Voll lit – auch 2023 küren wir weiterhin unser Buch des Monats!Wir starten stark ins neue Jahr. »Überfluss« von Jakob Guanzon schafft Einblicke in das Leben an der Armutsgrenze in den USA.
Erstellt am 25.01.2023


Rezension von Tobias Groß

**Arm sein im freisten Land der Welt**

In kaum einem anderen Land der westlichen Welt, sind die Unterschiede zwischen Arm und Reich so groß wie im angeblich freisten Land der Erde. In den Vereinigten Staaten von Amerika ist schließlich jede:r seines eigenen Glückes Schmied, der Glaube durch harte Arbeit reich zu werden und alles erreichen zu können, wenn man es nur wirklich will, ist tief verwurzelt im Denken der US-Gesellschaft. Wer jedoch arm ist, einmal den Weg des Erfolgs verlassen hat und seine Rechnungen nicht bezahlen kann, ist selbst schuld. Die Gründe dafür sind egal.

Henry, der halbphilippinische Protagonist in Jakob Guanzons Debütroman »Überfluss«, muss genau diese Erfahrungen machen. Er hat kein Geld, war lange Zeit drogenabhängig und musste sogar für drei Jahre ins Gefängnis. Der alleinerziehende Vater eines Sohnes lebt mit seinem Junior in einem Pick Up. Sie haben kein Zuhause mehr, alles was sie besitzen, befindet sich in ihrem Auto. Henry möchte seinem Sohn einen perfekten achten Geburtstag bereiten und nach einem erfolgreichen Vorstellungsgespräch endlich einen Job an Land ziehen. Der Tag wird jedoch zur Tragödie. Für beide. Das Drama hatte sich lange angekündigt, denn Henry hatte in seinem Leben nie eine Chance, Hilfe bekam er nie, der Gesellschaft wer er stets egal.

»Überfluss« ist ein beeindruckend guter Roman, dessen Story tatsächlich an nur einem einzigen Tag spielt. Emotional und drastisch zugleich, erzählt Jakob Guanzon von den Schattenseiten des American Dream und beschreibt die hässlichen Seiten einer harten und rassistischen Gesellschaft, die kein Mitleid für ihre Armen hat. Das literarische Schicksal von Henry und Junior kann dabei stellvertretend für das so vieler US-Amerikaner:innen stehen, die niemals aus dem Teufelskreis des Prekariats ausbrechen werden. Zahlereiche Rückblenden, die erzählen wie es zu diesem verhängnisvollen Tag gekommen ist und warum Henry den Weg eines bürgerlichen Lebens verlassen hat, erklären warum. »Überfluss« ist eine meisterlich erzählte Vater-Sohn-Geschichte, die mitunter zu Tränen rührt, ohne jedoch kitschig zu sein. Ein umwerfender Gesellschaftsroman, der berührt, wütend macht und die Leser:innen fassungslos zurücklassen wird.

Jakob Guanzon: »Überfluss«, Roman, aus dem amerikanischen English von Dietlind Falk

Elster Verlag bei Elster & Salis, Januar 2023, 380 Seiten, 25,-€, ISBN 9783906903200


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Wenn ich jemandem erzähle, dass ich in Berlin studiere, fragen mich viele wie es mir so gefällt.
Ich sage dann meistens so: Im Sommer geht's. Jetzt gerade ist aber nicht Sommer.