Initiativen des Börsenvereins und der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins

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Blogbeitrag Nachwuchsblog

Unser Buch des Monats November: Adam Soboczynski - »Traumland«

Voll lit! Wir küren unser vorletztes Buch in diesem Jahr!
Erstellt am 25.11.2023


Rezension von Tobias Groß

Vor mehr als 30 Jahren sprach Francis Fukuyama, und mit ihm fast die gesamte westliche Welt, vom Ende der Geschichte. Vom Sieg des gesellschaftlichen Liberalismus, vom Kapitalismus als einzig wahre Art zu wirtschaften. Adieu Faschismus, adiós Sozialismus. Doch mittlerweile wissen wir, dass all dies zu voreilig war. Im Gegenteil sogar. Nach Jahren der Entspannung und der scheinbaren Verifizierung der These, ist die Dualität von Ost und West größer denn je. Die Unterschiede sind gravierend, die Spannungen haben eine neue Form des kalten Krieges bewirkt, die Demokratie ist doch nicht so gefestigt.

Für den Journalisten Adam Soboczynski kam dieser Rollback nicht überraschend, wie wir in »Traumland« erfahren. Geboren in Polen und aufgewachsen in Deutschland, vermischt Soboczynski in seinem essayistisch-autobiografischem Sachbuch seine eigene Geschichte und die seiner Familie, mit den großen einschneiden Ereignissen der letzten 60 Jahre: die Wende, der 11. September, Russlands Überfall auf die Ukraine. Und, und, und. Im Fokus seiner pointierten Analyse gerät dabei insbesondere das Deutsch-Polnische Verhältnis, schließlich wandelte er immer wieder zwischen den Welten. Zwischen der fremd anmutenden Vergangenheit und dem einstigen „Traumland“ Deutschland.

Nach der Lektüre des sehr lesenswerten »Traumland« wissen die Leser:innen ziemlich gut, warum sich so viele Länder Europas in den letzten Jahren so stark verändert und rechte Ideologien - in all ihren Ausprägungen - Hochkonjunktur haben. Ja sogar wieder mehrheitsfähig sind. Überall. Natürlich wirkt Polen hier als Prototyp, doch diese Entwicklung ist schon lange kein osteuropäisches Problem mehr. Dank des autobiografischen Erzählens, erzeugt Adam Soboczynski eine bemerkenswerte Authentizität, die sehr vieles greifbarer macht. »Traumland« weiß daher auf ganzer Linie zu überzeugen. Und liefert den Beweis, dass es nicht 1000 Seiten braucht um zu verstehen, warum die Zeiten in denen wir leben so sind, wie sie sind. Chapeau!

Adam Soboczynski - »Traumland«, Sachbuch

Klett-Cotta Verlag, September 2023, 176 Seiten, 20,00 €, 978-3-608-98638-9


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Wenn ich jemandem erzähle, dass ich in Berlin studiere, fragen mich viele wie es mir so gefällt.
Ich sage dann meistens so: Im Sommer geht's. Jetzt gerade ist aber nicht Sommer.