„KI ist kein Ersatz für kreative Prozesse, sondern ein wertvolles unterstützendes Werkzeug“
3 Fragen an Rafael Bujotzek
Erstellt am 14.05.2025
Im Interview beleuchtet Online-Journalist und Technologie-Experte Rafael Bujotzek die Rolle von Künstlicher Intelligenz im Verlagswesen. Er moderiert das Panel „Wettbewerbsvorteil KI: Geschäftsmodelle der Zukunft“ (Donnerstag, 16:15 Uhr, Bühne 3), in dem anhand konkreter Branchenbeispiele aufgezeigt wird, wie KI neue Erlösmodelle für Verlage erschließen kann.
1. Der KI-Boom hält weiterhin an. In welchen Bereichen sehen Sie den größten Nutzen von KI für Verlage?
Rafael Bujotzek: Künstliche Intelligenz ermöglicht es schon heute, Prozesse effizienter zu gestalten und Ressourcen gezielter einzusetzen. Die Verlagsbranche kann hier sehr schnell profitieren: Das Lektorat einfacher Texte oder das Metadaten-Management lassen sich vereinfachen, wodurch wertvolle Zeit eingespart wird. Übersetzungen profitieren ebenfalls enorm von KI-gestützten Tools, die nicht nur schneller, sondern qualitativ hochwertiger arbeiten, insbesondere wenn sie von menschlichen Fachleuten nachbearbeitet werden. Auch im Marketing eröffnen sich neue Möglichkeiten: Von der zielgruppenspezifischen Ansprache für verschiedene Publikationskanäle über automatisierte Social-Media-Kampagnen bis hin zur Optimierung von Werbeanzeigen durch datenbasierte Analysen. Der Vertrieb wird von Absatzprognosen oder analysierten Verkaufsdaten unterstützt. Und wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung.
2. Wie lassen sich mit Hilfe von KI neue Geschäftsmodelle erschließen?
Rafael Bujotzek: Erst einmal geht es in vielen Feldern um eine Optimierung der bestehenden Strukturen. Verlage können ihren Vorlauf für Publikationen verkürzen und frühzeitig auf Trends reagieren. Ein weiteres spannendes Feld ist die Zweitverwertung von Inhalten: KI kann bei der Umwandlung von Texten in Hörbücher oder Podcasts helfen, indem sie Sprachsynthese-Technologien nutzt oder Inhalte für verschiedene Formate anpasst. Dies eröffnet neue Einnahmequellen und erweitert die Reichweite ihrer Inhalte erheblich. Zudem eröffnen sich selbst kleinen Medienhäusern neue Wege im Bereich maßgeschneiderter Inhalte und sogar Content-Syndikation, was den internationalen Markt zugänglicher macht. Ich freue mich, als Moderator auf dem Jubliäumskongress des Börsenvereins eine hochkarätig besetzte Gesprächsrunde zu Künstlicher Intelligenz zu führen. Davon erhoffe ich mir viele Best Practice-Einblicke.
3. Was möchten Sie den Kongress-Teilnehmer*innen zu diesem Thema mitgeben?
Rafael Bujotzek: Was wir hier haben, ist ein Gamechanger, der jetzt schon viele Bereiche unseres Lebens durchdringt. KI ist kein Ersatz für kreative Prozesse, sondern ein wertvolles unterstützendes Werkzeug. Der menschliche Faktor darf dabei nicht vernachlässigt werden, denn der Wandel erzeugt Sorgen und Ängste. Die müssen ernstgenommen und diskutiert werden. Doch Offenheit für Neues und der Mut, innovative Ansätze auszuprobieren, sind jetzt entscheidend. Das muss allerdings mit Tempo geschehen, denn es drängen immer mehr Teilnehmende auf den Markt. In meinem Buch 'Content Creation mit Künstlicher Intelligenz für Dummies‘ habe ich praktische Vertiefungen in Modelle und Tools präsentiert und juristische Fallstricke beleuchtet. Damit kann man innerhalb von Abteilungen Awareness für das Thema schaffen und zu schnellen Ergebnissen kommen.