Fünf Jahre Haft für Boualem Sansal bestätigt
Der französisch-algerische Schriftsteller Boualem Sansal ist heute vom Berufungsgericht in Algier erneut zu fünf Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt worden.
Erstellt am 01.07.2025
Damit wurde das Urteil vom 27. März 2025 bestätigt. PEN Berlin und Börsenverein des Deutschen Buchhandels verurteilen dieses Urteil erneut mit aller Schärfe.
Die Anklagepunkte lauteten unter anderem „Verstoß gegen die nationale Einheit“. Ausgangspunkt des Verfahrens waren Äußerungen Sansals in einem Interview mit dem französischen Medienunternehmen ‘Frontières’ im Oktober 2024, in dem er unter anderem die These äußerte, Algerien habe unter französischer Kolonialherrschaft Gebiete erhalten, die ursprünglich zu Marokko gehörten.
Sowohl Sansal als auch die Staatsanwaltschaft hatten gegen das erstinstanzliche Urteil Berufung eingelegt – Sansal in der Hoffnung auf Freispruch, die Staatsanwaltschaft, weil ihr das Strafmaß von fünf Jahren nicht weit genug ging: Sie hatte ursprünglich zehn Jahre Haft gefordert.
Thea Dorn, PEN Berlin-Sprecherin, sagte: „Einen Schriftsteller für ein Interview zu verurteilen, in dem er weder gegen den algerischen Staat hetzt noch anderweitig Hass verbreitet, ist ein politischer Skandal. Wer so mit kritischen Stimmen umgeht, hat kein Interesse an Rechtsstaatlichkeit. Boualem Sansal gehört nicht ins Gefängnis, sondern verdient den ordre du Mérite national.”
Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins, sagte: „Die algerische Justiz hat das Strafmaß von fünf Jahren Haft gegen Friedenspreisträger Boualem Sansal bestätigt. Dies ist ein inakzeptabler Angriff auf die Meinungsfreiheit und Menschenrechte. Sansal ist ein Schriftsteller, der eine historische Einschätzung geäußert hat. Ein schwerkranker, international anerkannter Autor darf nicht zum politischen Spielball werden – seine Stimme muss weiter gehört werden.”
Wir ersuchen den algerischen Präsidenten Abdelmadjid Tebboune im Rahmen der traditionellen Begnadigungen zum algerischen Nationalfeiertag am 5. Juli, eine Geste der Humanität zu zeigen und Boualem Sansal freizulassen.