Der „Hugendubel-Schock“ war 1995 das Reizwort der Branche. Kurz vor den Buchhändlertagen in Stuttgart hatte die Buchhandelskette Hugendubel angekündigt, den Direkteinkauf bei den Verlagen/Auslieferungen zugunsten eines höheren Bezuges bei den Barsortimenten einzuschränken. Viele Verlage fürchteten daraufhin, dass die beabsichtigte „Verschlankung“ des Sortiments nicht nur zu Lasten der Tiefe (Stückzahl pro Titel), sondern auch zu Lasten der Breite (Vielzahl der Titel) gehen könnte, d. h., dass ihre Titel von Hugendubel nicht oder nur noch in sehr beschränkter Zahl geführt würden. In der darauf folgenden Branchendiskussion zeigte sich, dass die Idee, die Barsortimentsquote zu erhöhen, gar nicht so neu war (Rombach in Freiburg hatte dies bereits in den 1980er Jahren versucht) und dass viele Einkaufsvorteile (höhere Rabatte bzw. Jahreskonditionen) beim Direktbezug durch inner- und außerbetriebliche Lager- und Logistikkosten (über-)kompensiert werden (Bezugswegoptimierung und Rabattfalle). Um unter wirtschaftlichen Aspekten eine möglichst breite Lagerhaltung zu gewährleisten und alle übrigen Titel kostengünstig über Nacht besorgen zu können, wird der Verbreitende Buchhandel die Barsortimente und ihre Dienstleistungen stärker in Anspruch nehmen (vgl. auch Hintergrundlager). Ganz deutlich zeigt sich dies bei AGM, Buchwert, Nordbuch und bei den Genossenschaften eBuch (Anabel), LG Buch, deren Mitglieder ihre Bezüge i. d. R. auf wenige Lieferanten (ausgewählte Verlage/Auslieferungen und ein Barsortiment) konzentrieren. Sie erzielen damit nicht nur Vorteile bei den Konditionen, sondern auch erhebliche Einsparungen bei den Kosten (Bezugswegoptimierung). Der Anteil der Barsortimente am Buchumschlag in Deutschland ist deshalb leicht gestiegen (von 20,9 Prozent im Jahr 1999 auf 22,8 Prozent im Jahr 2016). Der Anteil der Barsortimente an der Beschaffung des Sortimentsbuchhandels ist von 28 Prozent (1999) auf 36 Prozent (2015) gestiegen, allerdings nicht gleichmäßig über alle Umsatzgrößenklassen. Die Differenz der beiden Entwicklungen erklärt sich dadurch, dass der Anteil des Sortimentsbuchhandels am gesamten Buchabsatz in diesem Zeitraum unter die 50 Prozent Marke (2016 auf 47,3 Prozent) gesunken ist (alle Zahlen aus „Buch und Buchhandel in Zahlen“ 2017). Andererseits überlegen die Verlage, wo sie bzw. ihre Auslieferungen den Wünschen des Buchhandels entgegenkommen können oder neue Dienstleistungen anbieten sollen, um die Funktionsverschiebung in Grenzen zu halten. Die „Barauslieferung“ der VVA zielt(e) in diese Richtung. Alle Verlagsauslieferungen haben inzwischen ihren Durchsatz, d. h. auch ihre Lieferzeit verkürzt und liefern via Paketdienste über Nacht. Marktmächtige Letztverkäufer (Buchkaufhäuser, -filialisten, Versand- und Internetbuchhändler) raten den Verlagen mehr oder weniger offen, ihre eigene Auslieferung aufzugeben und zu großen Verlagsauslieferungen zu gehen oder dorthin zu wechseln, damit sie deren Programme – gebündelt und möglichst am Folgetag zugestellt – bei möglichst wenigen Lieferanten beziehen können (vgl. auch Bündelung und Logistikzentrum).